Berichte über Aktionen zum Vogelschutz


Vogelschutz-Newsletter 15/2014
Donnerstag, 8. Mai 2014
Liebe Natur- und Tierfreunde,

unsere Vogelschutzeinsätze gehen langsam in die Zielgerade - der Vogelzug ist fast völlig abgeschlossen, die meisten Aktionen enden am kommenden Wochenende. Hier ein kleiner Überblick zum sehr erfreulichen aktuellen Stand der Dinge:

Poza: Auf der kleinen italienischen Mittelmeerinsel haben unsere Freunde von der LAC alle Jagdgebiete besetzt, so dass es seit Tagen zu keinem einzigen Schuss mehr gekommen ist. Hier ist die Wilderei komplett zum Erliegen gekommen. 

Ischia: Die vom Komitee gegen den Vogelmord finanziell unterstützten WWF-Jagdaufseher haben ihren Einsatz auf der italienischen Mittelmeerinsel abgeschlossen. Innerhalb von 10 Tagen haben die ehrenamtlichen Naturfreunde 174 Braunkehlchen-Fallen, 19 Schlagfallen für Säugetiere und 3 elektronische Lockanlagen gefunden und abgebaut. 3 Wilderer wurden inflagranti überführt, bei ihnen wurden in Kooperation mit der Polizei 5 Flinten und 1.699 Schuss Schrotmunition sichergestellt.

Kalabrien und Sizilien: Zusammen mit der Forstpolizei haben Komitee-Mitarbeiter an der Straße von Messina 4 Greifvogelwilderer überführen können. Die Jäger stammen aus Kalabrien (der "Stiefelspitze" Italiens) und haben im benachbarten Sizilien illegal Wespenbussarde geschossen. Bei den Männern wurden 3 Flinten und sage und schreibe 5.400 Schrotpatronen sichergestellt!

Zypern: Auf Zypern räumen unsere Mitglieder gerade richtig auf. Alleine in den letzten drei Tagen wurden 4 Wilderer von der Polizei nach unseren Hinweisen geschnappt und mehr als 500 Leimruten und 5 Netze sichergestellt. Die Gesamtzahl der bislang eingesammelten Fanggeräte ist nicht ganz klar (zum Teil sind die Daten noch nicht ausgewertet), wir dürften aber bei über 2.600 Leimruten und etwa 20 Netzen liegen. Die Polizei ist sehr kooperativ.

Malta: Unser großes Vogelschutzcamp auf Malta ist seit letztem Wochenende abgeschlossen, im Moment ist eine "Nachhut" aus 2 Teams auf der Insel im Einsatz. Trotz dem Ende der Jagdzeit am 30.4. fallen noch viele Schüsse - die Jäger haben vor allem Wespenbussarde, Turteltauben und Bienenfresser im Visier. Unsere Teams versuchen derzeit, Jäger zu filmen und so zu überführen.

Wie immer gibt es bis zum Ende der Aktionen täglich Infos in unserem Camp-Tagebuch:
http://www.komitee.de/content/aktionen-und-projekte/online-tagebuch-fruehling-2014

Beste Grüße
Alexander Heyd




Vogelschutz-Newsletter 14/2014
Dienstag, 29. April 2014
Liebe Natur- und Tierfreunde,

wegen guter Wetterverhältnisse können die meisten Zugvögel derzeit in einem Tag über das Mittelmeer fliegen und müssen Malta nicht ansteuern – gut für die Vögel! Die wenigen Tiere, die dennoch zwischenlanden, konnten durch die Präsenz von Vogelschützern in der Regel unbeschadet weiterfliegen. Bei Nachteinsätzen wurden vier elektronische Lockanlagen mit Wachtelrufen stillgelegt, ein illegales Netz zum Wachtelfang abgebaut. Auf Maltas Nachbarinsel Gozo haben Komitee-Teams zwei Jäger bei der illegalen Jagd erwischt und eine große Turteltaubenfalle entdeckt, 11 Tauben wurden befreit.

In der letzten Woche ist einer der beliebtesten britischen Fernsehjournalisten auf Malta gewesen. Auf Einladung unseres Partnerverbandes Birdlife Malta hat Chris Packham, der in England etwa so angesehen ist wie Günter Jauch bei uns, die Jagd auf der Mittelmeerinsel dokumentiert und mit seinen täglichen Videos für einen erheblichen Wirbel gesorgt. Das Komitee gegen den Vogelmord hat Packhams Recherchen unterstützt und ist mit mehreren seiner Fälle in den Filmen zu sehen. Die sieben sehenswerten Videos finden Sie hier:


Die Vogelschutzcamps auf Ponza und in Kalabrien (beides Italien) und auf Zypern laufen ebenfalls auf Hochtouren – auf Zypern wurde gestern ein weiterer Wilderer überführt (Nr. 8), 152 Leimruten und ein Netz wurden sichergestellt.

Beste Grüße vom Einsatz auf Malta

Alexander Heyd

 Aufruf des NABU-Deutschland zur Aktion „Torffrei Gärtnern“


Der NABU ruft ab sofort zu einer bundesweiten torffreien Gartensaison 2013 auf. Anlässlich der Aktionen zum Vogel des Jahres – der Bekassine – müssen wir den Lebensraum Moor besonders schützen und uns gemeinsam gegen den Torfabbau aussprechen.
Nur noch fünf Prozent der ursrünglich in Deutschland beheimateten Moore sind erhalten. Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass der Lebensraum vieler Pflanzen und Tiere stark gefährdet ist und verschärft kommunizieren, dass das Moor eine große Rolle für den Klimaschutz spielt. Um möglichst eine breite Bevölkerung emotional anzusprechen und zu verdeutlichen, dass jeder etwas tun kann, wollen wir zum Start der Gartensaison 2013 auf torffreie Blumenerde setzen. Jeder soll wissen,
dass immer noch Torf in Deutschland abgebaut und verstärkt aus dem Baltikum importiert wird. Kein Verbraucher kann sicher sein, dass er nicht zur Zerstörung unschätzbar wertvoller Moorlandschaften beiträgt.
Es ist höchste Zeit ein Zeichen zu setzen!

So können Sie helfen:
Kennzeichnen Sie (via NABU-Infoschild) Ihre Garten-Flächen, die ein zeitgemäßes Beispiel für torffreies Gärtnern darstellen und machen Sie zusammen mit uns und Ihren Landesverbänden in der Öffentlichkeit über PM’s und einem Pressetermin auf das Thema „Torffrei Gärtnern“
aufmerksam.
Mobilisieren Sie sich für Aktionen rund um das Thema Torf: Ob Infostände, Veranstaltungen, Vorträge oder eigenes torffreies Gärtnern – jedes Engagement ist gern gesehen und soll auf einer
deutschlandweiten Karte im Internet dargestellt werden.

Die Aktion:
Der NABU ruft zum torffreien Gärtnern und Moore schützen auf. Dafür werden bundesweit Aktionsflächen definiert (externe + NABU-Besitz), auf denen torffreie Erde zum Einsatz kommt. Diese Flächen können z. B. in Kleingarten-Kolonien liegen, in Stadtparks, Baumschulen, Gärtnereien, Botanischen Gärten, es können Urban-Gardening-Flächen sein oder auch
einfach Gärten oder Balkone von Kindergärten, Schulen, Seniorenanlagen, Firmen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Bevorzugt sollten natürlich Flächen gewählt werden, denen bereits aufgrund aktueller Berichterstattung ein hohes mediales Interesse zukommt und die möglichst
für viele Menschen sichtbar sind. Gesammelt werden diese Flächen auf einer Karte sichtbar, die wir auf NABU.de veröffentlichen. Jedes Garten-Projekt/jede NABU-Gruppe/jeder
NABU-Landesverband, das/die/der teilnimmt, wird auf dieser Karte kurz mit einem Foto portraitiert. Dadurch soll Interessierten ein Anlaufpunkt geschaffen und der Kontakt möglich gemacht werden. Wir wollen zeigen, wie breit verteilt der NABU in Deutschland ist.
Durch NABU-Infoschilder (Arbeitstitel: „Hier wird torffrei gegärtnert. Wir schützen Moore und dadurch unser Klima!“) werden die Aktionsflächen kenntlich gemacht. Außerdem sollen bei den
Bepflanzungsaktionen (zu denen aufgerufen wird) Infomaterialien (z. B. das NABU-Faltblatt „Bunte Gärten ohne Torf“) verteilt sowie Aufklärungsarbeit betrieben werden (wir wollen den Bundesbürgern vor Augen führen, was in der „gemeinen“ Blumenerde enthalten ist und was
dadurch angerichtet wird). Außerdem sollen die torffreien Flächen und dadurch der NABU über die gesamte Gartensaison 2013 hinweg medial begleitet werden (durch Infoveranstaltungen, PMs, Facebook, Mitmachaktionen und Wettbewerbe.)
Wenn Sie eine Fläche kennen/haben, die das Schild „hier wird torffrei gegärtnert“ verdient, melden Sie sich bitte bei anna-beeke.gretemeier@nabu.de und kerstin.arnold@nabu.de.
Sie koordinieren die Aktion und sind Ihre Ansprechpartner.

Zeitraum:
Start der Aktion ist das Wochenende 13. und 14. April. Gestern haben wir die Presse auf uns und das Thema aufmerksam gemacht. Aber auch danach können den ganzen Sommer über Aktionsflächen und Veranstaltungen zu dem Thema geplant werden. Schicken Sie uns gerne Ihre Vorschläge.

Erde:
In erster Linie sollte Material benutzt werden, welches vor Ort produziert wird, sprich: von regionalen Kompostplätzen oder Erdenherstellern. Bei Gefäßbepflanzung kommt außerdem die torffreie Blumenerde ins Spiel.

Falls Sie noch Fragen haben sollten, rufen Sie uns gerne an! Auch wenn die Vorlaufzeit zu dieser Aktion recht kurz ist, sind wir von ihrem Erfolg überzeugt und uns sicher, dass wir sie gemeinsam mit viel Spaß, Engagement und durchschlagener Wirkungskraft umsetzen können.

Herzliche Grüße
Olaf Tschimpke
Präsident
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NABU
Bundesgeschäftsstelle
Charitéstraße 3
10117 Berlin

Tel.    + 49 (0)30.28 49 84-11 00
Fax     + 49 (0)30.28 49 84-21 00

www.NABU.de
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Der NABU ist ein Mitgliederverband. Helfen Sie beim Schutz der Natur, werden Sie Mitglied: www.NABU.de/mitglied

NABU - THE NATURE AND BIODIVERSITY CONSERVATION UNION is the German partner of Birdlife International which is a global alliance of conservation organisations working in more than 100 countries.
www.birdlife.org
Stammtisch - jeden 3. Donnerstag im Monat im Scheunencafe Faulbach, ab 19 Uhr -

Wer Interesse an der Natur hat oder sich mit Gleichgesinnten unterhalten möchte, ist gerne zur Teilnahme eingeladen.
Wie immer sind alle Termine des NABU-Hadamar auch auf der Homepage www.nabu-hadamar.de unter dem Punkt Veranstaltungennachzulesen.
Auf unserem Blog findet man auch zeitkritische Artikel aus der Region.
Eigene Beiträge für den Blog sind an webmaster@nabu-hadamar.de zu senden.

Der NABU und die Feuerwehr

Die Zahl der Schwalben ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Ein Grund dafür ist, dass sie nasse, lehmige Erde für ihre Nester benötigen und kaum mehr finden. Helfen kann man ihnen unter anderem damit, bestehende Nester an den Häusern hängen zu lassen oder künstliche Nester anzubringen.

Durch Renovierungsarbeiten am Feuerwehrgerätehaus Steinbach mussten alte Schwalbennester entfernt werden. Dabei wurde darauf geachtet, dass erst alle Jungvögel ausgeflogen waren.
Aus diesem Anlass hat der NABU Hadamar schon im Voraus der Feuerwehr Steinbach zu ihrem 100jährigen Jubiläum ein Geschenk gemacht: „Künstliche Schwalbennester“.

Die 10 Nester für Mehlschwalben wurden nun am renovierten Gerätehaus befestigt. Dabei half die Hadamarer Feuerwehr mit der großen Drehleiter und zwei Feuerwehrleuten.

Feuerwehr half künstliche Schwalbennester am renovierten Steinbacher Gerätehaus zu befestigen
 
Nun können die Schwalben, wenn sie aus Afrika zurück kommen, in ihr neues zu Hause einziehen.

Nicht nur Schwalben brüten am Gerätehaus, auch zwei Kästen für Mauersegler sind am Feuerwehrturm befestigt und jedes Jahr belegt. Weiter ist die Jugendfeuerwehr Steinbach an der alljährlichen Nistkästenreinigung im Wald tatkräftig  beteiligt.
Der NABU bedankt sich bei der Feuerwehr für die gute Zusammenarbeit und freut sich auf weiterhin gemeinsame Aktionen für Umwelt, Mensch und Natur.
 
Wer Interesse  an einem künstlichen Mehlschwalbennest hat, kann bei der in diesem Jahr außergewöhnlichen Aktion des NABU Hadamar teilnehmen und eine Nisthilfe kostenfrei erhalten.
Die Aktion läuft für Interessenten aus Hadamar und Stadtteilen  noch bis zum 3.5.2013, solange der Vorrat reicht. Voraussetzung ist, dass der Wunschstandort von uns mit geprüft wird und auch bis Ende Mai das Nest angebracht ist.
Anmeldungen nimmt Herr Stephan Schumm gerne entgegen. Tel.0173-6600807.
Was die Rauch- und Mehlschwalben betrifft, so wollen wir die Hauseigentümer ehren, die sich bemühen, weiterhin diesen nützlichen Insektenfressern Unterkunft zu gewähren.
Die Aktion findet im Juli/August statt. Ähnlich wie für das "Fledermausfreundliche Haus", wird es auch eine Plakette für das "Schwalbenfreundliche Haus" zur Anbringung an Haus/Kuhstall geben.
Vielleicht gibt es ja irgendwo sogar Unterkünfte für beide Tierarten?
Bitte melden Sie sich diesbezüglich bei Anna Pietsch Tel.06431/4038238.
Wir freuen uns auch hier bei einer regen Teilnahme.

Mit freundlichen Grüßen
Christina Gilsdorf

PS: Alle, die den Naturschutz  unterstützen und unterstützen wollen, z.B. dadurch, dass sie Mehlschwalben an Ihrem Haus gewähren lassen, sich sogar darüber freuen, danken wir sehr.
 
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Zusammenfassung zur Stellungnahme des NABU zur geplanten Agrargasanlage
von 
Susanne Piwecki


Agrargasanlagen gelten neben Windkraft und Photovoltaik als dritte Säule der regenerativen Stromproduktion. Der NABU steht auf dem Standpunkt, dass gegen eine hofnahe Biogasanlage nichts einzuwenden ist, solange sie mit Gülle und pflanzlichen Abfallstoffen eines landwirtschaftlichen Betriebes gespeist wird.  
Die hohen Förderungen durch das EEG (Erneuerbare Energien- Gesetz), als Subventionen vom Steuerzahler finanziert, rufen allerdings immer mehr große Investorengruppen auf den Plan, die immer größere Anlagen auf `die grüne Wiese´ stellen und mit Pflanzen bestücken, die eigentlich der Nahrungsmittelproduktion dienen sollten.

Grundsätzliche Probleme durch Agrargasanlagen:

- Welternährung: Auf der Erde sind jede Sekunde 2 Menschen mehr zu ernähren, während aber 0,2 Hektar Ackerfläche weniger zur Verfügung stehen! Lebensmittelpreise steigen, immer mehr Menschen auf der Welt leiden Hunger, bis 2050 werden Lebensmittel weltweit knapp, und dennoch werden unverdrossen Flächen für den Anbau von Energiepflanzen umgewandelt.

- Förderung von NawaRO: Die durch die Politik forcierte einseitige Förderung des Substrateinsatzes aus nachwachsenden Rohstoffen (NawaRo) hat dazu geführt, dass sich z. B. die Bestückung der Anlagen mit Abfällen aus der Nahrungsmittelproduktion (z. B. Kartoffelschalen) nicht lohnen, da diese nicht als NawaRo gelten. 

 - Biodiversität: Die von JUWI geplante Anlage wird das Landschaftsbild in der Region nachhaltig verändern, wie im Norden und Osten von Deutschland wird auch hier Energiepflanzen zunehmend die Landschaft dominieren. Die Biodiversität unserer Kulturlandschaft wird noch weiter abnehmen, Insekten, Vögel und Kleinsäuger haben keinen Platz mehr auf den modernen Agrarproduktionsflächen, in manchen Gegenden von Deutschland gibt es auf den Feldern noch nicht einmal mehr Regenwürmer.


- Bodenqualität: Die Bodenerosion wird zu-, die Bodenqualität wird abnehmen. Guter Ackerboden und ein hoher Humusanteil sind aber keine unendlichen Güter! Wir alle und auch die nachfolgenden Generationen müssen von unserem Boden leben!

- Veränderungen Landwirtschaft und Landschaft: Biogasanlagen solcher Größe greifen unmittelbar in die Landschaft und die Landwirtschaft vor Ort ein. Durch den zunehmenden Anbau von Energiepflanzen ist zu beobachten, dass artenreiches Grünland entweder immer früher und häufiger gemäht wird, was zu artenarmen Graswüsten führt oder gleich zu Ackerfläche für den Maisanbau umgewandelt wird. Brachen gehen verloren und Fruchtfolgen werden durch Monokulturen ersetzt. Die langfristigen Folgen für das Klima sind nicht abzuschätzen. Zum Vergleich: Aus dem Boden eines Maisfeldes entweicht 20 mal mehr klimaschädliches CO2 als aus Grünland, d.h. ein Maisfeld emitiert in einem Jahr, was Grünland in 20 Jahren emitiert. 

- Globale Folgen: Durch eine fehlgeleitete Agrarpolitik wird Massentierhaltung in großen Tierfabriken (vom Steuerzahler) quersubventioniert. Pachtland verteuert sich sprunghaft, kleinere landwirtschaftliche Betriebe können bei dem Wettbewerb um die letzten Ackerflächen nicht mithalten, Nutztierhaltung im bäuerlichen Sinn lohnt sich nicht mehr.
In Megaställen, meist im Norden der Republik, werden Nutztiere zu Hunderttausenden zusammengepfercht und in Rekordzeit mit Sojakraftfutter gemästet, was überwiegend aus Südamerika importiert wird. Dort wird großflächig der Regenwald abgeholzt, um meist genmanipulierten Billig- Soja anzubauen. Die mit solchem Futter gemästeten Tiere landen hier wiederum auf den Tellern und deren Gülle auf unseren Feldern. 
Deutschland nutzt bereits 2,5 Mio. Hektar Landfläche in Südamerika für die Futtermittelherstellung, Tausende Kleinbauern verlieren dort ihr Land, die Bevölkerung hungert. Und der hiesige Steuerzahler zahlt dafür. Insgesamt importiert Deutschland bereits 30-40 % seiner Futtermittel aus oben genannten Ländern, und dennoch werden hierzulande immer größere Flächen für den Energiepflanzen- Anbau genutzt.
Für jeden Hektar, der hier mit Energiepflanzen bestückt wird, muss anderswo ein Hektar Ackerfläche geschaffen werden!

- Gesamt- Ökobilanz: Zählt man all diese Aspekte zusammen, so haben manche Agrargasanlagen eine schlechtere Gesamt- Ökobilanz als ein Kohlekraftwerk und der Ansatz der `sauberen Energiegewinnung´ wird ad absurdum geführt. Oberflächlich besehen beschönigt der deutsche Agrargasboom zwar unsere heimische CO2- Bilanz, setzt aber in den Futterproduktionsländern riesige Mengen an klimaschädlichen Gasen frei. 
Bei den sog. `Bio´kraftstoffen, für die ebenfalls große Flächen in Südamerika genutzt werden, wurde das Problem bereits erkannt und die Politik versucht langsam gegen zu steuern.


VOM PFERDEMIST ZUR ZUCKERRÜBE - Die Verwandlung einer Agrargasanlage
Laut Angaben der Betreibergesellschaft JUWI GmbH vom Juni 2012, sollte die am Hadamarer Stock geplante Großanlage zur Methangaserzeugung 1,5 MW elektrische Leistung aufweisen, bei einer Fläche von 25- 30 m Breitet und 100- 110 m Länge. Die Firma JUWI plant, finanziert und baut die Anlage und veräußert diese, nach eigenen Angaben, anschließend an Investoren - eine Bürgerbeteiligung ist nicht geplant.
Nach damaligen Plänen sollten in der Anlage rund 30. 000 Tonnen Biomasse im Jahr vergärt werden davon entfallen laut JUWI
-          ca. 16. 000 Tonnen auf Mais
-          ca. 7.000 Tonnen auf Gras
-          ca. 9.000 Tonnen auf Roggen, Weizen oder Ganzpflanzensilage (GPS)
-          und ca. 5.000 Tonnen auf Gülle
Dafür würden 600 Hektar Ackerfläche benötigt, 350 Hektar davon allein als Maisanbaufläche


Der aktuelle Stand der Planungen, den JUWI im Dezember 2013 bei einer gemeinsamen Sitzung von Magistrat und Ausschüssen der Stadtverordnetenversammlung vorgestellt hat, sieht nun eine Vergrößerung der Anlage von 1,5 auf 2 MW vor (das entspricht 500 Kubikmeter Gas anstatt 350 Kubikmeter Gas am Tag).
Dafür sollen nun rund 45. 000 Tonnen Biomasse im Jahr vergärt werden. Laut JUWI
-          22. 000 Tonnen Zuckerrüben
-          15. 000 Tonnen Mais
-          5. 000 Tonnen Hühnermist
-          3. 000 Tonnen Gras
-          500 Tonnen Gülle

In der örtlichen Presse wurde der Anschein erweckt, dass das neue Konzept nun `Zuckerrüben statt Mais´ vorsehe. Das sich die Menge an Mais kaum verändert hat, die Anlage nun das 1,5- fache an Biomasse benötigt und die Verwendung von zusätzlich 22. 000 Tonnen Zuckerrüben einen riesigen Flächenverbrauch nach sich zieht, wurde nicht thematisiert.
Für oben beschriebene Substratmengen werden rund 800 Hektar beste Ackerfläche im Jahr benötigt - und davon immer noch 330 Hektar für Mais! (Ertrag pro Hektar/ Jahr: 46 Tonnen Mais, 60 Tonnen Rüben, 36 Tonnen Grassilage),

Kann es sein, dass die Änderung des Konzeptes nur zur Akzeptanz der Anlage beitragen soll?
Denn steht eine solche Anlage erst einmal, so ist der Betreiber nicht verpflichtet, gemachte Zusagen in Bezug auf den Substrateinsatz einzuhalten. Er kann die Anlage bestücken, mit was er möchte und was sich am meisten rentiert. Und z. Zt. ist das immer noch Mais. Schließlich werden 1,41 Tonnen Zuckerrübensilage benötigt, um die Gasenergie von 1 Tonne Maissilage zu ersetzen. Im Fermenter sind Zuckerrüben nach 15 Tagen nahezu abgebaut, Maissilage benötigt das 4- fache an Zeit.

Anlagen müssen speziell auf den Einsatz von Zuckerrüben ausgelegt sein, um die vorteilhaften Substrateigenschaften überhaupt nutzen zu können, so wäre z. B. der Fermenter kleiner ausgelegt. Ist eine Anlage aber auf den Einsatz von Mais, Getreide oder Gras ausgelegt, so gilt eine Zugabe von lediglich 10- 30 % Zuckerrüben als problemlos.
Aber wie passt hier das von JUWI angepeilte Verhältnis 22. 000 Tonnen Zuckerrüben zu 15. 000 Tonnen Mais?



- Gärreste: Die Gärreste der geplanten Hadamarer Anlage müssen vom Landwirt wieder zurück genommen werden, was bedeutet, dass jede LKW- Ladung zweimal hin- und her gefahren wird. Das Gärsubstrat verliert bei der Vergasung nur etwa 10 % seiner Masse, so werden rund 90 % der Ausgangsmasse als Düngung wieder auf die Felder aufgebracht. Aufgrund des Gehaltes an Stickstoff benötigt man 1,3 Hektar Fläche für die Ausbringung des Gärsubstrates, welches 1 Hektar Silomais abwirft.

- Keimbelastung: Eine in Deutschland wenig berücksichtigte, und auch von JUWI verschwiegene, Tatsache ist, dass Gärreste häufig stark mit Keimen belastet sind, was mit der Temperatur in den Silos zusammen hängt. In Österreich wurden deshalb bereits strenge Gesetze für die Nutzung von Gärresten als Düngemittel erlassen, sie müssen zudem regelmäßig auf Krankheitserreger, darunter EHEC, untersucht werden. In Deutschland ist nichts derartiges geplant. 

- Verkehrsbelastung: Laut früherem Konzept von JUWI sieht das Verkehrskonzept 3 Ernteperioden vor, Gülle wird jedoch ganzjährig (ausser während der normalen Winterpause) gefahren. Angegeben wurden damals 390 Fahrten an 6 Tagen in der Woche, wobei nicht klar definiert wurde, ob damit nur die Anlieferfahrten gemeint sind oder auch die Abholung der Gülle. Die Entfernung der Anbauflächen sollen in einem Umkreis von 15 KM um Hadamar herum liegen, ein Muss ist das allerdings nicht. Geht man von weiteren geplanten Anlagen in der Umgebung aus, so ist abzusehen, dass sich dieser Radius aufgrund des Konkurrenzdruckes nicht einhalten lässt.
Berücksichtigt man, dass die Substratmasse beim neuen Konzept auf 45. 000 Tonnen erhöht werden soll, so ergeben sich 480 Fahrten, eine Zunahme um rund 23 %.
Zu CO2 - Ausstoß bei An- und Ablieferung und der Produktion von Düngemitteln und Pestiziden, dem verbrauchtem Treibstoff bei der Ackerbewirtschaftung und Silierung, Abgas- und Lärmbelastung und Abnutzung der Strassen (finanziert durch Steuergelder) gibt es keine Berechnungen, diese fließen nicht in eine Gesamtbilanz ein. Ebenso wenig werden die zu erwartenden Geruchsbelästigungen thematisiert, die von Silos und Gärresten ausgehen. 

- Wertschöpfung, Steuern und Arbeitsplätze: Es gibt durchschnittlich 3 direkt geschaffene Arbeitsplätze pro deutscher Agrargasanlage. Zulieferer von Dünge- und Pflanzenschutzmittel und Saatgut sind überwiegend sog. `Global Player´, die nicht zur regionalen Wertschöpfung beitragen.
Gewerbesteuer erhält die Gemeinde erst nach Abschreibung der Anlage (u.U. 10- 12 Jahre) und dann auch nur, wenn Gewinn erwirtschaftet wird. Allerdings arbeiten nur rund 30 % der deutschen Biogasanlagen wirtschaftlich rentabel, was bedeutet, dass noch nicht einmal ein Drittel der Betriebe diese Abgabe zahlt. Zudem ist für die Berechnung der Gewerbesteuer u. a. auch ausschlaggebend, wo die Geschäftsführung ihren Sitz hat.
JUWIs Aussage nach `könne die Stadt über 20 Jahre hinweg mit 1,3 Mio. Gewerbesteuer rechnen´. Das sind im Jahr lediglich vernachlässigbare 65. 000 Euro.
Die Berechnung von JUWI über 2,8 Mio. Euro jährliche Wertschöpfung in der Region, ist weder offen gelegt, noch transparent oder gar verbindlich.

Wem nützt die geplante Anlage eigentlich?
-          Zunächst einmal JUWI, einem weltweit agierenden Unternehmen
-          Herr Hubert Gläser aus Hadamar, einer der Initiatoren, auf dessen Land die Anlage gebaut werden soll
-          Herr Mink aus Hintermeilingen, einer der Initiatoren, der, laut eigenen Angaben, die Betriebsleitung übernehmen möchte
-          den Betreibern der Hühnerhöfe, die den Hühnermist liefern
-          einigen wenigen Landwirten, die die Substrate liefern
-          einigen Fuhrunternehmen und Anlagenbauern


Und wer verliert?
-          Neben dem Verlust an Biodiversität bei Flora und Fauna verliert der Boden an Qualität, Bodenerosion wird durch Maisanbau nachweislich gefördert
-          Gewässer und Grundwasser weisen eine höhere Belastung mit Nitraten auf
-          Tourismuszahlen können in einer `verarmten´ Landschaft zurückgehen
-     Verkehrswerte von Immobilien können aufgrund von Geruchs- und Verkehrsbelastung und Verringerung der Lebensqualität abnehmen
-          Die geplante Anlage nördlich von Hadamar würde verkehrsgünstig an der B54 liegen. Doch entgegen der Aussage von JUWI muss der Schwerlastverkehr, um auf diese Strasse zu gelangen, sehr wohl zunächst durch zahlreiche Gemeinden fließen. Dort wird die Belastung von Anwohnern und Strassenbelag zunehmen
-          Der Erfahrung aus anderen Landesteilen nach zu urteilen, wird die Biogasanlage den Wettbewerb um Ackerflächen anheizen und die Preise, z. B. auch für Heu und Einstreu, in die Höhe treiben. Die benötigten Hektar Ackerflächen liegen ja z. Zt. nicht irgendwo brach und können beliebig für die Agrargasanlage aktiviert werden, sondern müssen anderweitig abgezogen werden. Einen Anstieg der Pachtpreise werden vor allen Dingen Milchviehbetriebe und Pferdehalter rund um Hadamar zu spüren bekommen.

Probleme für die Honigbiene infolge des Baus einer Agrargasanlage in Hadamar
Bericht von Karl Schmidt, Juli 2012


Für den Betrieb der in Hadamar geplanten Agrargasanlage/Biogasanlage ist mit einem großflächigen Anbau von Mais zu rechnen. Das hat gravierende Auswirkungen auf die Honigbiene. Daher lud der Imkerverein Hadamar-Dornburg „interessierte Gruppen" zu einer Informationsveranstaltung für Dienstag, 10. Juli, in die Pizzeria "Bei Carlo" nach Niederzeuzheim ein.

Welche Auswirkungen Monokulturen, besonders aber der verstärkte Anbau von Mais auf Insekten, namentlich die Bienen hat, war Gegenstand des kritischen Vortrags von Herrn Dr. Jörg Rau vom BUND

Mais-Monokulturen sind sehr folgenreich:
Da wo Mais wächst, wächst bekanntlich nichts anderes mehr.
Mit der allgemeinen Blüte im Frühling bekommen Bienen noch genügend Nahrung, doch langsam werden sie infolge der fehlenden Blütenpflanzen ausgehungert. Sie sterben mitten im Sommer!
Durch den Staub, der durch das gebeizte Saatgut bei der Aussaat von Mais in die Gegend gelangt, werden Pestizide verschleppt, die den Bestand von Bienen, Wildinsekten und Vögeln stark gefährden. Die Bienen vergifteten sich zudem am Pollen von Mais und durch die Aufnahme von sogenanntem Guttationswasser, das ist das Wasser, was manche Pflanzen, auch der Mais, bei hoher Luftfeuchtigkeit ausscheiden. Das Phänomen der Guttation ist vom Frauenmantel her bekannt.


Guttation beim Frauenmantel

Guttationswasser ist kein reines Wasser, es enthält neben mineralischen und organischen Stoffe auch die Rückstände der „Pflanzenschutzmittel". Diesen „Tau" nehmen die Bienen auf. Sind darin auch Toxide enthalten die ihr Nervensystem blockieren, werden sie orientierungslos und finden nicht mehr in den Stock zurück. In jedem Falle kommt es aber zu einer Anreicherung von giftigen Rückständen in den Bienenprodukten.
Im Anschluss an den Vortrag von Dr. Rau folgte eine lebhafte Diskussion.
Da Maisanbau im großen Stile auch zur Bodenerosion beiträgt, wurde gefordert, auf Mais-Monokulturen zu verzichten. Einer der Landwirte machte aber klar, dass er sich nicht gerne vorschreiben ließe, was er anzubauen habe. Man sehe aber für unser Gebiet mit seinen wechselnden Landschaftsformen kaum Möglichkeiten für einen großflächigen Maisanbau, wie er für den wirtschaftlichen Betrieb nötig wäre. Auch sei das Interesse zu „Beiträgen" für eine solche Agrargasanlage bei den örtlichen Landwirte bis dato ohnehin nicht sehr groß.

Grundsätzliche Forderung - nicht nur im Interesse der Imkerschaft

Neben der Verwendung von Gülle und Gras sollte man statt Mais Wildkräuter als Biomassepflanzen für den Betrieb von Biogasanlagen anbauen. Das würde dem Bild unserer Landschaft guttun, den Pestizideintrag vermeiden helfen und auch die Bienen fänden nach der Obst- und Rapsblüte noch ausreichend Nahrung!
Etwas Licht am Horizont verheißt eine Meldung in der Nassauischen Neuen Presse (FNP) vom Mittwoch, 10. Juli 2012: „Wildpflanzen sollen Energie liefern - Hessisches Forschungsprojekt".
gez. Karl Schmidt

Dazu siehe den Arikel der NNP vom Samstag, 14. Juli 2012: Die Biogasanlage und die Bienen.
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Vielversprechende Entwicklungen aus dem Bereich der „Freien Energie“*
Merkblatt von Michael Musil, April 2012
* „Freie Energie“ ist laut vorherrschender Lehrmeinung nicht existent. Dieses antiquierte Schulwissen muss dringend abgelegt werden, da eindeutige wissenschaftliche Beweise für deren Existenz vorliegen. Einzig der Widerstand bornierter Amtsinhaber und natürlich der Energiemonopolisten verhindern noch deren Förderung und Durchbruch.
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Medien (Häme und Ironie bitte ausblenden)



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Weltweit in Anwendung: HHO-Beimischung in Motoren,

Suchwort in Youtube „HHO Generator


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Seit 2005 existiert beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Bonn eine Studie:
Zukunftstechnologien für nachhaltige Entwicklung: Unkonventionelle Ansätze zur Energiegewinnung (...).
Zunächst nur als Kopie erhältlich, später dann auch als PDF-Datei im Netz.


Zitat Einleitung:
Ziel der vorliegenden Studie ist es, vor diesem Hintergrund möglicherweise geeignete und bisher in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommene Ansätze und Verfahren einer neuen Kategorie von erneuerbaren Energien (..) zu identifizieren und zu erläutern, auch im Hinblick auf ihre Anwendung in Entwicklungsländern. (?)
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Leserbrief zur Agrargasanlage in Hadamar

Am 09.12.2012 18:23, schrieb R., S.:

Sehr geehrter Herr Schmidt,
vielen Dank für Ihren Brief, er ist allerdings zu lang. Wir veröffentlichen maximal 60 Zeilen a 28 Anschläge. Wollen Sie ihn selbst kürzen?
Mit freundlichen Grüßen,
 S. R.
09.12.2012 
Nachdem ich vor wenigen Minuten erst die oben angeführte E-Mail gelesen habe, musste ich den Inhalt stark kürzen. Ich hoffe, dass er jetzt den Größenanforderungen der Zeitung entspricht und nichts wesentliches von seiner Substanz eingebüßt hat.


Einen weiteren Leserbrief zum gleichen Thema wollte ich dann - nach Erscheinen meines ersten  Leserbriefes schreiben.
Dieser wird aber wohl nicht abgedruckt werden, da zum gleichen Thema von einer Person nur einmal geschrieben werden darf, wie ich inzwischen erfuhr.
Ich habe ihn aber hier, direkt unter dem ersten angefügt.


Zuckerrüben statt Mais“.

Alles gut: Mais, das war gestern - Nein, man geht immer noch von 15.000 t Mais für die Anlage aus! Dass Zuckerrüben den Mais problemlos ersetzen können, ist fraglich. Mit Mais hat man Erfahrung, mit einem solch hohen Anteil an Rüben betritt man dagegen Neuland! Die Vergrößerung der Anlage geht wohl auf das Konto Zuckerrüben, erfordern diese doch höhere Lagerkapazität, die Vergärung größere Gärbehälter. Als wichtiger Grund für den Bau der Agrargasanlage hier, wurde die zentrale, verkehrtechnisch günstige Lage des Standorts genannt. Hat man berücksichtigt, dass die B49 nach dem vierspurigen Ausbau nicht mehr von landwirtschaftl. Gespannen befahren werden darf?
Was geschieht mit der Anlage, sollte Südzucker seine Rübenkontigente eines Tages mal wieder selbst benötigen? Lässt man dann alles verrotten oder karrt man dann Mais aus großer Entfernung heran? Neben starker Zunahme des Verkehrs hat der Betrieb einer Biogasanlage erhöhte Lärm-, Schmutz- und Geruchsbelästigung zur Folge. Dazu kommt die Umwidmung von fruchtbarem landwirtschaftlichem Boden für das Bauprojekt. Für Bau, Betrieb, Zu- und Abtransport sowie die Gaswäsche und Einspeisung in das Erdgasnetz wird viel Energie benötigt. Fällt die Energiebilanz positiv aus oder rechnet sich eine solche Anlage nur aufgrund üppiger EEG-Subventionen für nachwachsende Energiepflanzen? Apropos Einspeisung: normaler Weise wird Biogas zur Wärme- und Stromerzeugung genutzt. Hat unser Gas tatsächlich Reinheitsgrad und Heizwert, um ins Gasnetz eingespeist werden zu können?
Karl Schmidt, Hadamar

Sehr geehrte Frau R.,

ich bitte folgendes Schreiben als Leserbrief zum Artikel Zuckerrüben statt Mais v. 06.12.2012 bzw. als Ergänzung zu meinem Leserbrief, abgedruckt in der NNP am 11.12., in der nächsten Ausgaben zu veröffentlichen!

"Ich plädiere keineswegs für einen Betrieb von Agrargasanlagen durch Einsatz jedweden Nahrungs- oder Futtermittels, führt doch der Anbau von Energiepflanzen auf bestehenden Äckern zu Engpässen in der weltweiten Lebensmittelversorgung und zu steigenden Lebensmittelpreisen. So muss im Gefolge eines durch das EEG-geförderten Anbaus von Energiepflanzen z.B. in Südamerika verstärkt Soja für deutsche Viehbestände angebaut werden. Man wandelt riesige Grünländereien u. Waldland in Äcker um, was zur Emission gewaltiger CO2-Mengen aus dem Boden führt. Landstriche werden zudem von Agrargiften verseucht und unbewohnbar gemacht. Im Gefolge davon kommt es zu Gewaltmaßnahmen von Agrarindustrie und Bodenspekulanten gegen die indigene Bevölkerung (siehe NNP, Gewalt v. 4.12.).
Es sollte sich von selbst verbieten, unsere Klimaschutzstatistik aufzupolieren, indem Treibhausgasbilanzen u. Lebensbedingungen in anderen Ländern verschlechtet werden!
Natürlich ist die Nutzung von Biomasse unverzichtbar, doch sollte das Hauptaugenmerk auf einer Erzeugung von Bioenergie vornehmlich durch die Verwertung ohnehin anfallender Biomasse sein. Biogasanlagen sollten mit Gülle u. anderen Reststoffen der Tierhaltung, Grünschnitt aus der Landschaftspflege, Stroh, unverkäuflichen Zuckerrüben u. Kartoffeln, Lebensmittelabfällen aus Industrie u. Gastronomie sowie Haushalts-Biomüll betrieben werden.
"

Mit freundlichen Grüßen
Karl Schmidt, Hadamar

vorheriger Text:
 „Zuckerrüben statt Mais“.
Ach so, dann ist doch alles gut: Mais, das war gestern - heute ist alles anders!?
Nein, man geht immer noch von 15.000 t Bedarf an Mais für den Betrieb der Anlage aus!

Zuckerrüben sind ökologisch sicher weniger bedenklich als Energiemais, ob allerdings Zuckerrüben die ursprünglich vorgesehene Menge Mais problemlos ersetzen können, ist fraglich.
Mit Maiseinsatz in Biogasanlagen - wenn auch bedenklich - hat man bisher ausreichend Erfahrungen sammeln können, mit einem solch hohen Anteil an Zuckerrüben betritt man hingegen Neuland!

Durch die vermehrte Verwendung von Zuckerrüben ist sicher auch die Vergrößerung der Anlage nötig geworden, erfordert doch die Vergärung der Rüben (stark wasserhaltig, geringe Nährstoffdichte) gegenüber dem Mais (kaum Wassergehalt, hoher Verkleinerungsgrad erreichbar, bei größerer Nährstoffdichte) grundsätzlich größere Gärbehälter (Vermenter).

Was geschieht eigentlich mit der Anlage, wenn Südzucker seine Rübenkontigente eines Tages mal wieder selbst benötigt?
Karrt man dann Energiemais aus heute noch undenkbar weiter Entfernung mit einer deutlichen Vergrößererung des Energieeinsatzes für eben diesen Verkehr heran,
oder lässt man die Anlage schlicht verrotten?

Der Vertreter der Firma Juwi nannte bei der Vorstellung des Projekts als wichtigen Grund, hier in Hadamar eine Agrargasanlage zu stationieren, die zentrale und verkehrtechnisch günstige  Lage des Standorts.
Wie sieht der Zubringerverkehr genau aus? Ist dabei berücksichtigt, dass die B49 (Meil) nach dem vierspurigen Ausbau nicht mehr von landwirtschaftlichen Gespannen befahren werden darf?
Es ist damit zu rechnen, dass aller Verkehr mitten durch die anliegenden Dörfer geht. Eigentlich eine Unmöglichkeit, zumindest aber eine unerhörte Zumutung!

Neben der gehörigen Zunahme des Verkehrs hat der Betrieb einer Biogasanlage eine erhöhte Lärm-, Schmutz- und Geruchsbelästigung infolge des Betriebs-, der Belieferung und Vorratslagerung zur Folge. Dazu kommt die Umwandlung von fruchtbarem landwirtschaftlichem Boden für das Bauprojekt, was die landwirtschaftlich nutzbare Fläche weiter reduziert.
Wird das denn alles wenigstens durch eine positive Energiebilanz gerechtfertigt?
Unbedingt notwendig ist es, dass man die Energiemenge des erzeugten Gases mit dem Energieaufwand für den Bau, den Betrieb, den Zu- und Abtransport sowie die Gaswäsche und die Einspeisung in das Erdgasnetz miteinander vergleicht.
Apropos Einspeisung in die Erdgasleitung: hat das erzeugte Gas überhaupt die Reinheit und einen ausreichenden Brennwert, um es in die hiesige Erdgas-Röhre einzuspeisen?

Ich habe den Verdacht, dass sich eine solche Anlage nur aufgrund üppiger EEG-Subventionen für nachwachsende Energiepflanzen und Abschreibungsvorteile für wenige rechnet?

Mit freundlichen Grüßen
Karl Schmidt, Hadamar

Anmerkung: Das nachfolgende Schreiben wurde mit der Bitte, es als Leserbrief zum Artikel Zuckerrüben statt Mais v. 06.12.2012, in einer der nächsten Ausgaben der Nassauischen Neuen Presse zu veröffentlichen, an die Redaktion der NNP abgeschickt!